Seine damalige Klavierlehrerin vermittelte ihn als Kind an ein Synchronstudio. Björn Schalla war zunächst unsicher, bekam aber folgenden Rat: „Man muss manchmal einfach Dinge ausprobieren und ein bisschen mutig sein!“. Und so begeisterte der achtjährige gleich das ganze Synchronatelier. Der Rest ist Synchrongeschichte.
Björn Schalla ist die deutsche Stimme von Casey Affleck („Manchester by the Sea“), Sebastian Stan (u.a. als Winter Soldier Bucky Barnes in „Captain America“) und Comedy-Star Sean William Scott („American Pie“). Auch schallt Björn Schalla gleich in mehreren Hauptrollen durch die Hitserien. Charlie Hunnam spricht er als Biker Jax Teller, der zum Präsidenten des Motorradclubs „Sons of Anarchy“ (2008-2014) wird. Ab 2015 vertont er Travis Fimmel als Wikingerfürst Ragnar Lothbrok in „Vikings“ (2013-2020). Aus „Smallville“ (2001-2011) kennt man ihn als Stimme des glatzköpfigen Superman-Erzfeind Lex Luthor (gespielt von Michael Rosenbaum, der für seine Darbietung mit dem Saturn Award ausgezeichnet wurde).
Damit nicht genug, Björn Schalla ist auch einer der gefragtesten Synchronregisseure des Blockbuster-Kinos und zeichnet sich verantwortlich für die Synchronregie von jüngeren Star Trek und Star Wars-Streifen („Rogue One“, „Solo: A Star Wars Story“), das Marvel-Universum (Spider-Man, Guardians, Ant-Man), Spielberg-Produktionen wie „Jurassic World“ und „Super 8“ et cetera pp.
Hier unser exklusives Synchroninterview mit dem großartigen Synchronregisseur und -Sprecher Björn Schalla:
Der Stiffler gibt immer 120 Prozent – da ist man richtig fertig im Atelier. Seann William Scott ist also ein echtes Energiebündel und beansprucht seine Stimme sehr stark – da muss man als Synchronsprecher natürlich mitziehen. Und das schlaucht. Seann William Scott wurde durch die American Pie-Filmreihe in Deutschland bekannt, er spielte der Stiffler oder auch Stiffmeister genannt in bsieher 4 Teilen der Filmreihe. Björn Schalla hat den Stiffmeister schon in echt getroffen. Auf einer Party zur Premiere von „American Pie – Das Klassentreffen“ ergab sich die Chance. Die Begegnung lief laut Björn Schalla folgendermaßen ab:
Scott: „You’re the real Stiffmeister, man!“
Schalla: „No, you’re the real Stiffmeister!“
Scott: „Thank you for making me famous in Germany, man! You’re funnier than me!“
Bei der Latenight-Show von Jimmy Kimmel erzählte Seann William Scott von seinem Treffen mit Schalla. Zufällig entdeckte Björn das Video im Internet: „I met a guy in Germany, who dubs my voice and is funnier than me!“
Ein größeres Kompliment kann man als Synchronsprecher natürlich nicht bekommen.
In folgenden Clip hören wir Stiffmeister Björn Schalla und wir sehen Seann William Scott:
Über Schauspieler Charlie Hunnam sagt Björn Schalla: „Man kann sich so reinschmeicheln in den Mann“. Natürlich macht sich Charlie Hunnam durch „Sons of Anarchy“ und zahlreiche Kinofilme (u.a. King Arthur) schon sympathisch, aber es gibt noch einen anderen Grund, warum Björn ihn so mag.
„Es kostet so wenig Mühe, ihn zu bearbeiten. Das ist einfach so da.“
Björn Schalla muss sich also kaum anstrengen, um Charlie Hunnam lippensynchron zu sprechen. Die beiden passen perfekt zusammen. Casey Affleck hingegen ist relativ schwer zu sprechen, er nuschelt viel, zögert und hat generell keine sehr gängige Art zu sprechen. Eine echte Herausforderung.
Ähnlich einfach wie Hunnam fällt die Synchro von Travis Fimmel für Björn Schalla aus. Auch deser Schauspieler liegt ihm sehr. Im Finale der vierten Staffel von Vikings ging Björn Schalla den Weg des Method-Acting. Der Synchronregisseur brachte Bier mit und Schalla trank sich etwas an, passend zur Szene. In dieser Abschluss-Sequenz besingt Ragnar Lothbrok den nordischen Himmel Walhalla: bald schon werde er dort Met trinken und die Siegestaten seiner Familie feiern. Da wäre man gern im Studio dabei gewesen!
Hier die angesprochene Szene aus Vikings mit Björn Schalla als Ragnar Lothbrok in der deutschen Synchro:
Vikings hatte auch eine etwas komplizierte Synchrongeschichte. Die Serie wurde nämlich zweimal synchronisiert: die erste Synchro war 2013 und erhielt bei ihrer deutschen Erstausstrahlung eine durchwachsene Kritik. Damals lief die Serie auf Lovefilm.de. Ambitionierte Ansprüche trafen wohl auf mangelnde Recherche und teils unerfahrene Sprecher. Es folgte mit der neuen Synchronfassung auch ein Senderwechsel. 2015 wurde die Serie dann auf ProSieben in der neuen Fassung ausgestrahlt und kam beim Publikum und der Kritik sehr gut an.
„Ich mache diesen Job, weil ich’s selber gerne sehen will“
Sie darf niemals aufdringlich sein, muss ich gut einbetten, die Figuren müssen ihre eigene Sprechweise haben. Es darf dich nicht rausreißen. Es muss ein Flow da sein. Sobald man also merkt, dass dieser Film synchronisiert wurde, ist es nicht gut gemacht.
„Schneller als schnell geht nicht. Du kannst Dinge nicht erzwingen. Die Zeit muss drin sein.“
Die Schnelligkeit der Branche geht natürlich auch an Björn Schalla nicht vorbei: Im TV gibt es einen hohen Output, du musst eine gewisse Quote erfüllen. Du musst gewisse Kompromisse machen, dein Pensum im Auge behalten, weil du ansonsten kein Geld mehr verdienst. Im Kino sei die Situation ein wenig luxuriöser – man hat ein wenig mehr Zeit, die Dinge zu erarbeiten. Björn Schalla legt viel Wert auf Qualität – er ist selbst Filmbegeisterter und möchte als Fan selbst im Kino sitzen und sich von der deutschen Synchronisation begeistern lassen.
Björn Schalla ist ein Nerd wie er im Buche steht – aber im positivsten Sinne! Er ist selbst begeisterter Star Wars-Fan und hat so natürlich ein großes Interesse, eine Synchro abzuliefern, die höchsten Ansprüchen genügt. Björn ist verantwortlich für alle Star Wars-Filme, seitdem Disney die Rechte am Franchise von Lucas Arts gekauft haben: Das Erwachen der Macht, Der letzte Jedi, Rogue One und natürlich Solo: A Star Wars Story (hier geht's zu unserem Blogbeitrag über den Sprecher Florian Clyde, der dem jungen Han Solo seine Stimme lieh). Außerdem spricht er in den Animationsserien „The Clone Wars“ und „Star Wars: Rebels!“ den Freiheitskämpfer Cham Syndulla.
Seine Arbeit an der Sternensaga führte ihn auch schon auf zahlreiche Star Wars-Conventions: das war natürlich toll, meint Schalla, wie die Fans aufgesaugt haben, was er gesagt hat. Da er sich selbst als Fan sieht, fühlt er sich den Convention-Besuchern sehr verbunden und ist sehr glücklich über die Erfahrungen, die er dort sammeln konnte.
Hier sehen wir den Trailer zu Star Wars Episode 8: Die letzten Jedi:
Auch für viele Marvel-Superheldenfilme sitzt Björn am Synchronregler: Black Panther, Thor 2 und 3, Guardians oft he Galaxy, Ant-Man (der übrigens sein Lieblings-Superheld ist), Return of the First Avenger (Schalla spricht auch den Wintersoldier Bucky Barnes, gespielt von Sebastian Stan) oder Spider-Man: Homecoming, um nur einige zu nennen. Aus diesem Grund bezeichnet sich Björn Schalla auch als wandelnde „NDA“ – eine NDA ist ein Non-Disclosure-Agreement, also eine Verschwiegenheitserklärung. Bei Star Wars als auch bei Marvel ist es natürlich wichtig, dass keine Details des Films vorab an die Öffentlichkeit geraten und nichts gespoilert wird. Björn Schalla muss, wie alle am Projekt beteiligten Sprecher, Produzenten und Techniker, bestätigen, dass er nichts preisgibt. Vertragsbruch ist hier nicht auf die leichte Schulter zu nehmen: es drohen hohe Geldstrafen, sollten Spoiler vorab geleakt werden. Eine durchaus große Verantwortung also.
Hier der Trailer zu "Black Panther" - Synchronregie führte Björn Schalla:
„Das wir alle mehr an einem Strang ziehen“
Björn Schalla wünscht sich mehr Solidarität zwischen Sprechern, Technikern, Übersetzern, Produzenten. Er wünscht sich zudem, dass das Preisgefälle zwischen den verschiedenen Akteuren nicht mehr so hoch ist und die Gehälter nach oben angepasst werden. Das betrifft wahrscheinlich gerade für die Techniker, Cutter und alle Menschen, die eine Synchronisation überhaupt möglich machen.
Dass die Firmen, die Synchrongagen zahlen, mehr Budget zur Verfügung stellen, damit alle an der Produktion beteiligten mehr Zeit für Qualität haben. Und davon profitiert nicht nur der Zuschauer, sondern die ganze Branche.
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