Patrick Roche kam schon als Kind zum Synchron. Geboren wurde Patrick 1989 als Kind zweier Musiker in Gräfelfing bei München.
Sein Vater ist Amerikaner, seine Mutter Deutsche. Mit sechs Jahren stand er für ein englisches Voice Over das erste Mal im Synchronstudio, es folgten bald weitere Rollen. Nach dem Abitur mit 18 Jahren entschied er sich für die Synchronisation als Hauptberuf. Die erste große Synchronrolle hatte Patrick in „Gran Torino“ neben Clint Eastwood.
Bekanntheit erlangte er vor allem durch die Vertonung von Kit Harington in der beliebten Hauptrolle des Jon Schnee in über 60 Folgen „Game of Thrones - Das Lied von Eis und Feuer“ (2011-2019). Den Briten synchronisierte er zudem im Marvel-Actionfilm „Eternals“ (2021). Als Feststimme von Sam Claflin leiht er dem Briten vor allem die Stimme in dessen Paraderolle des Finnick Odair in „Die Tribute von Panem“. Der liebenswürdige Sieger aus Distrikt 4, welcher geschickt mit dem Dreizack umgehen kann, trifft mit „Catching Fire“ (2013), dem zweiten Teil der dystopischen Reihe, auf Protagonistin Katniss. Seit 2010 synchronisiert Patrick Roche den US-amerikanischen Charakterdarsteller Dane DeHaan. Zum einen als der wehrlose Cricket Pate, welcher den Bondurant-Brüdern (Tom Hardy, Shia LaBeouf und Jason Clarke) in „Lawless - Die Gesetzlosen“ (2012) beim Schnapsbrennen hilft. Zum anderen im biographischen Drama „Kill your Darlings“ (2013) als Zeitgenosse der Beat-Begründer, der einen Mord begeht. Zuletzt vertonte er Dane DeHaan in „Oppenheimer“ (2023).
Ich dachte das wäre irgend so eine „Fantasyserie“
Anfangs wusste Patrick wie viele seiner Kollegen nicht wirklich, was für einen Serien-Hit er mit Game of Thrones an der Angel hatte. Kit Harington, den Patrick als Jon Schnee synchronisiert, hatte in der ersten Staffel auch noch nicht so viel Dialog. Auch war noch nicht klar, welche wichtige Rolle er in der Serie bekommen würde. Das wurde erst in den Staffeln 2 und 3 deutlicher. Patrick hätte es allerdings auch erahnen können, dass GoT einmal wichtig werden würde, denn schon bei der ersten Staffel saß ein amerikanisches Produzententeam im Synchronstudio. Das ist ungewöhnlich in der Branche und eigentlich nur bei sehr wichtigen Projekten (an denen meist auch viel Geld hängt) der Fall.
Wie läuft eigentlich die Synchronisation einer so wichtigen Serie ab? Das Bildmaterial jedenfalls, dass für die Synchro von Game of Thrones nötig ist, kommt oft unfertig ins Studio. Teilweise fehlen die digitalen Effekte und Animationen, die Drachen sind z. B. noch nicht im Bild oder „nur ein grüner Stock mit einer Kugel“, die Patrick es ausdrückt. Vor dem Mikro steht Patrick bei der GoT Synchro meist allein. Dennoch ist man unter Kollegen über die Zeit der 8 Staffeln zusammengewachsen. Man sieht sich auf den Fluren und in der Kantine. Und das schließlich schon seit 8 Jahren. Patrick ist selbst Fan der Serie geworden und fiebert der Ausstrahlung der letzten und achten Staffel sehr entgegen.
Ich bin ja nicht Fan von dem Menschen, sondern Fan der Rolle, die er spielt
Patrick ist gar nicht so scharf drauf, Kit Harrington oder einen seiner anderen Schauspieler einmal persönlich zu treffen. Bei einem persönlichen Treffen vermutet er, dass die „Magie“, die er mit der Schauspielerpersönlichkeit verbindet, verloren gehen. „Darauf bin ich gar nicht so scharf drauf“, sagt er uns im Interview.
Patrick Roche als Jon Schnee in Game of Thrones:
Für Patrick Roche ist es wichtig, die komplette Mimik seines Schauspielers, den er synchronisiert, zu sehen. Jede kleine Regung im Gesicht, jeder zuckende Muskel ist wichtig für die Aussage. Das wird bei Zeichentrickserien oder speziell Animes schon schwieriger. Gesichtsanimationen sind gerade im Animebereich nur sehr dezent animiert, oft bewegt sich nur der Mund und das Gesicht bleibt eingefroren. Die japanische Sprache operiert viel stärker als das Deutsche mit Intonation. Wie etwas gesagt wird ist oft genauso wichtig wie was gesagt wird.
1 zu 1 lässt sich ein Anime also nicht ins Deutsche übersetzen. sowieso nicht übernommen. Es wird also adaptiert und die im Deutschen übertrieben wirkenden Emotionen abgeschwächt. Eine gute Regie ist immens wichtig dabei. Wenn er die Wahl hätte, verrät uns Patrick im Interview, würde er sich immer für Realfilme, anstatt für Animes entscheiden.
Ganz so schlimm ist es dann aber doch nicht: auch Patrick schaut privat gern den einen oder anderen Anime. Jedoch legt er eher die subversiveren, psychologischeren Animes wert, wie z. B. Death Note. Überdrehtes Geschrei und Kämpfen mit Energiebällen ist nicht so sein Ding.
Patrick Roche im Anime-Interview:
Patrick spielt Gitarre und singt in der Band „Trails“. Er beschreibt die Musik als Urban Western, eine Mischung aus Rock, Country und Folk. Ihr erstes Album nahm die Band in Texas auf. Mit dabei waren auch typische Country-Instrumente wie Banjo und Geige. Beide Karrieren unter einen Hut zu kriegen ist dabei gar nicht so einfach: Im Jahr 2018 war Patrick sehr viel im Synchronstudio, spielte aber über das Jahr auch 60 Konzerte mit seiner Band. In Zukunft würde er sich gern mehr auf eine Sache konzentrieren. Er kann sich also vorstellen, abwechselnd beide Karrieren zu verfolgen.
„Ich war ein sehr introvertiertes Kind und ein introvertierter Jugendlicher. Am meisten Spaß macht es mir, in einer dunklen Kammer zu stehen und irgendwas zusammenzubauen, ein Gedankengerüst zusammenzubauen, an einem Song zu arbeiten oder an einer Synchronrolle. Der Entstehungsprozess macht mir am allermeisten Spaß.“
Da liegt ihm Synchron und Musik gleichermaßen – sofern es beides im dunklen Studio stattfindet.
Patrick startete in München im Synchron, dort arbeitete er häufig in jungen Jahren mit der Synchronregisseurin Ursula von Langen zusammen, sie war zuständig für die Synchros von Twilight-Saga, dem Kulttanzfilm „Footloose“ oder dem Drama „Ein ganzes halbes Jahr“. In Berlin ist Patrick mittlerweile auch sehr aktiv in der Szene. Sehr gern arbeitet er mit Björn Schalla zusammen, der ihn auch sehr in seiner Arbeit geprägt hat. Schalla ist bekannt für seine Synchronregie bei den Star Wars-Filmen und dem Marvel Cinematic Universe (Superhelden-Filme von Marvel).
Hörbücher würde Patrick Roche sehr gern mehr machen, obwohl er sehr viel Respekt vor der sogenannten „Königsklasse“ im Sprecherberuf hat. Nirgends kann man so sehr eintauchen in eine andere Welt als im Hörbuch. Es ist aus vielen Gründen besonders anspruchsvoll für die Sprecher: Man steht allein im Studio, muss alle Charaktere im Blick haben, mit der Stimme chargieren, hochkonzentriert bleiben über mehrere Stunden.
Für Patrick Roche ist die Arbeit im Studio eine Art Lebenselexier: „Ich könnte die mieseste Nacht der Welt gehabt haben, nach 10 Minuten Synchron bin ich bestens gelaunt. Es macht immer Spaß.“
Besonders in Erinnerung geblieben ist Patrick die Synchro zum Film „Kill your Darlings“, in dem er Dane Dehaan synchronisiert. Der Film handelt von den amerikanischen Beatpoeten Alan Ginsberg, Jack Kerouac und William Burroughs. Roche leiht seine Stimme dem damals unter den Beatniks sehr einflussreichen und umstrittenen Jungdichter Lucien Carr, der mit 19 Jahren einen seiner Professoren ermordete und nach einer kurzen Haftstrafe später als einflussreicher Journalist Karriere machte. „Ein sehr schöner Independent-Film, den ich total empfehlen würde“, sagt Patrick Roche
Hier sehen wir den Trailer zu Kill your Darlings mit Patrick Roche als Lucien Carr:
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