Ronald Nitschke gehört zu den Synchronschauspielern, die extrem mit ihrem Hollywoodstar verknüpft sind: Nitschkes Stimme gehört einfach 100-prozentig zum sympathischen Knautschgesicht von Tommy Lee Jones.
„Es ist ein einsamer Job geworden“
Vorwiegend ist Ronald Nitschke heute als Stimme von Tommy Lee Jones bekannt. Doch er lieh auch anderen Hollywood-Größen seine Stimme: Nicholas Cage in „Adaption“, Bruce Willis (Hauptsprecher: Manfred Lehmann) in „Der Tod steht ihr gut“ und „Four Rooms“ oder John Travolta in „Rage“ (2016). Neben seiner Arbeit als Synchronregisseur schreibt er auch Dialogbücher. Früher hatte er allerdings mehr Spaß im Atelier. Die Zeiten, in denen bis zu 10 Sprecher vor dem Mikro standen und die Atmosphäre kollegial und witzgeladen war, sind vorbei. Es ist ein ernster Beruf geworden – doch Ronald Nitschke hat deswegen keinesfalls schlechte Laune!
Hier unser exklusives Media-Paten Interview mit Ronald Nitschke:
„Er ist ein sehr intellektueller Mensch“
Ronald Nitschke gehört zu den Synchronschauspielern, die extrem mit ihrem Hollywoodstar verknüpft sind: Nitschkes Stimme gehört einfach 100 prozentig zum sympathischen Knautschgesicht von Tommy Lee Jones. Seit 1993 und dem Film „Alarmstufe: Rot“ ist Nitschke als Jones‘ Feststimme gesetzt. Und mir fiele keine bessere Wahl ein. Besonders im mittlerweile zum Klassiker avancierten „Auf der Flucht“ als Marshal Sam Gerard bringt Ronald Nitschke im Vergleich zum amerikanischen Original eine Dringlichkeit und eine Spannung in den Ton der Stimme, die seinesgleichen sucht. Wir als Zuschauer kleben an den Lippen des US Marshals.
Eine seiner besten Rollen: Ronald Nitschke als Tommy Lee Jones in der Rolle des erbarmungslosen Marshal Samuel Gerard in „Auf der Flucht“:
Einmal ist Nitschke auf Tommy Lee Jones getroffen. Sie unterhielten sich für kurze Zeit, tranken zusammen etwas, aber so richtig wollte Jones nicht auftauen. Er versicherte seinem Synchronsprecher zwar, dass dieser gute Arbeit leiste, doch auch die Nachfrage, ob er denn schonmal einen synchronisierten Film gesehen habe, entgegnete Tommy Lee Jones: „I don’t have any time“
Er habe es nicht böse gemeint, ist sich Nitschke sicher. Es interessiere ihn nur einfach nicht.
Dass Jones‘ nicht unbedingt an Smalltalk und den üblichen Hollywood-Gebahren seinen Spaß findet, ist schon länger in der Boulevard-Presse bekannt. Sein Auftritt bei der Oscar-Verleihung 2015 aber brachte ihm eine Meme ein, die es ins Schwarze trifft: Während Komiker Will Ferrell und Kristen Wiig das Oscarpublilkum zum Lachen bringen, bleibt Jones davon gänzlich ungerührt.
Aber Ronald Nitschke stand und steht auch oft genug selbst vor der Kamera: für den deutschen Tatort, in zahlreichen Fernsehfilmen wie „Stauffenberg“, „Kein Bund für’s Leben“ oder dem Teenie-Hit „Kartoffelsalat – Nicht fragen!“ (2015).
Auch für Videospiele synchronisiert Nitschke: im Rennspiel N.I.C.E. 2 lieh er seine Stimme dem Maskottchen Eddie, in Ubisofts Far Cry 3 übernahm er die Rolle des Sklavenhändlers Buck Hughes und in „Murdered: Soul Suspect“ den Officer Baxter.
Hier sehen wir Ronald Nitschke in Wim Wenders Klassiker „In weiter Ferne, so nah“ (1993) als Berliner Gangster Patzke:
„Überzeugen kannst du nur, wenn du fühlst“
Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung – mit 6 Jahren stand er das erste Mal im Atelier, mit 26 Jahren war er bereits Synchronregisseur – weiß Roland Nitschke, worauf es im Synchronberuf ankommt. 90 % der arbeitenden Synchronsprecher seien ausgebildete Schauspieler. Ohne Schauspielausbildung habe seiner Meinung nach niemadn etwas im Synchronatelier verloren: „Es gibt immer Seiteneinsteiger, es gibt immer superbegabte Menschen, aber ne Ausbildung als Schauspieler sollte schon vorhanden sein.“, bekräftigt er im Interview und fügt noch hinzu:
„Es gibt Leute, die können nicht fühlen, weil sie so kalte Fische sind. Dann sollen sie es lieber lassen.“
In den frühen 00er Jahren war Nitschke als texanischer Cowboy die Werbefigur von Media-Markt. Schon damals war der Claim „Ich bin doch nicht blöd“ fest mit der Marke verknüpft. Aufgepeppt wurde er allerdings mit dem Spruch „Die Mutter aller Schnäppchen“. Und das war in den Spots nicht als Metapher gemeint. Ganz schön blöd? Ja, aber auf die gute und ironische Art und Weise!
Ronald Nitschke ist der Media Markt-Cowboy:
Seit seiner Rolle als Drogendealer in „Alphabet City“ (1984) ist Ronald Nitschke die deutsche Stimme von Michael Winslow – dem Mann der 10.000 Geräusche. Besserbekannt ist der Beatboxer aus seiner Paraderolle des Polizisten Larvell Jones aus der Kultkomödie „Police Academy - Dümmer als die Polizei erlaubt“ (1984). Als einer der Hauptfiguren der Reihe avanciert Jones dank seiner Fähigkeit Geräusche zu imitieren vom Cadet innerhalb der ersten drei Filme zum Sergeant. Weder Verbrecher noch Vorgesetzte sind vor seinen akustischen Streichen gefeit. Mit Vorliebe reproduziert er mit der Zunge lustige Kung-Fu-Sounds aus billigen Nachvertonungen, wobei er die Kampfkunst auch mit dem Rest seines Körpers beherrscht.
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