Wie Marius Clarén zum Synchronsprechen kam, weiß er heute nicht mehr genau.
Es könnte der damals schon synchronsprechende ältere Bruder gewesen sein, der ihn vermittelte. Oder sein Vater gab den Anstoß. Denn der war damals Kulturredakteur beim Sender Freies Berlin sowie beim Rundfunk RIAS und hatte zuvor ebenfalls als Synchronsprecher gearbeitet. Jedenfalls kam es so, dass der gebürtige Berliner schon mit neun Jahren seine ersten Sätze im Synchronstudio einsprach. Als er 12 Jahre alt war, hatte er dann schon seine erste große Sprecherrolle, nämlich als John Connor (gespielt von Edward Furlong) in "Terminator 2" (1991). Auch in „American History X“ synchronisierte Clarén Furlongs Rolle. Bekannt ist er heute vor allem für seine Feststimmen Jake Gyllenhaal und Tobey Maguire. Bei der Synchro von US-Comedy-Serie „Modern Family“ (2009-2020) zeigt sich Marius Clarén sowohl für die Dialogbücher als auch die Regie verantwortlich – und das über elf Staffeln hinweg. Sein Händchen für Humor demonstrierte er auch als Sprecher in acht Staffeln „Brooklyn Nine-Nine“ (2013-2021). In der lustigen Serie über ein New Yorker Polizeirevier mimt er akustisch den Ermittler Jake Peralta. Der von Andy Samberg gespielte Protagonist treibt seine Kollegen mit kindischem Schabernack zur Weißglut, hat das Herz aber am rechten Fleck.
Nach vier Jahren haben wir Marius Clarén erneut zu einem zweiten exklusiven Gespräch getroffen . Viel Spaß mit der Kurzversion davon (Langversion und altes Interview findet am Ende dieses Blogbeitrags):
Im Gegensatz zu seinem eigenen Bruder blieb Clarén der Synchronisation treu und arbeitet heute darüber hinaus als Dialogbuchautor und Dialogregisseur. Clarén genießt die Abwechslung zwischen diesen drei Berufen. Sie hilft ihm, immer wieder mit Freude ans neue Projekt zu gehen. Die Auftraggeber schätzen sicherlich Claréns praktisches wie theoretisches Wissen darüber, wie ein Sprecher den richtigen Ton für einen ganz bestimmten Charakter in einer nervenaufreibenden Szene oder in einer Liebeszene treffen kann.
Zur Stimme von Tobey Maguire kam Clarén ganz klassisch über ein Casting. Dieses entschied er für sich und durfte Maguire in dem von Steven Soderbergh mitproduzierten Film „Pleasantville“ (1998) sprechen. Für Tobey Maguire bedeutete die Rolle des David Wagner an der Seite von Reese Witherspoon (Synchronstimme: Manja Doering) den großen Durchbruch. Und für Clarén sprang dabei, aufgrund seiner exzellenten Synchronarbeit und der zu Maguire passenden Stimme, seine erste große Feststimme heraus. So sollte er auch alle folgenden Rollen Maguires sprechen und zwar mit allem was da bisher kam. Somit schlüpfte Clarén zusammen mit Maguire in so unterschiedliche Rollen wie Spiderman in der gleichnamigen Trilogie (2002, 2004, 2007) oder wie Nick Carraway in „Der große Gatsby“ neben Leonard DiCaprio (Synchronstimme: Gerrit Schmidt Foß). Bei so unterschiedlichen Rollen hilft es natürlich, wenn man es liebt, sich in immer wieder andere und gerne auch spezielle Charaktere zu versetzen. Und das trifft für Clarén genauso wie für Maguire zu.
Hier hören wir Marius Clarén als Peter Parker alias Spiderman in "Spiderman 3" (2007):
Jake Gyllenhaal ist ein Schauspieler, der ähnlich wie Maguire dafür bekannt ist, sehr unterschiedliche Rollen zu spielen. Das bedeutet natürlich auch eine Herausforderung für den jeweiligen Synchronsprecher. Gyllenhall wurde einem größeren Publikum durch seine Hauptrolle in „Donnie Darko“ (2001) bekannt. Während der Film im Kino zunächst floppte, avancierte er auf DVD nach und nach zum Kultfilm. Hier kam Clarén aber noch nicht zu Wort.
Die erste Sprecherrolle von Jake Gyllenhaal bekam Clarén in Roland Emmerichs „The Day after Tomorrow“ (2004). Nach diesem Auftritt im ganz großen Kino spielte Gyllenhaal nur ein Jahr später in einer ganz anderen Story mit. An der Seite des mittlerweile verstorbenen Heath Ledger verkörperte er den Cowboy Jack Twist in Ang Lees Drama „Brokeback Mountain“ (2005). Und auch in diesem Film konnte Clarén mit seiner Synchronarbeit glänzen. „Brokeback Mountain“ räumt mit den üblichen Cowboy-Klischees auf und bekam drei Oscars (beste Regie, bestes adaptiertes Drehbuch, beste Filmmusik), vier Golden Globes und etliche weitere Auszeichnungen. Spätestens seit diesem Film ist Clarén der deutsche Hauptsprecher von Gyllenhaal.
Hier hören wir Marius Clarén als Jake Gyllenhaal im Film "Southpaw" (2015) - eine taffe Rolle, die austeilen und einstecken muss:
Marius Clarén ist außerdem der Hauptsprecher von Chris Klein. Dieser ist wohl den meisten Menschen als Chris „Oz“ Ostreicher aus der Komödie „American Pie – Wie ein heißer Apfelkuchen“ (1999) und den zwei Fortsetzungen aus den Jahren 2001 und 2012 bekannt. Dass Clarén in diesem Fall einen Football spielenden Durchschnittstypen spricht, steht im Kontrast zu den oftmals eher nachdenklich wirkenden Rollen von Jake Gyllenhaal und Tobey Maguire. Und das ist toll, zeigt es doch die Bandbreite, die ein professioneller Sprecher wie Marius Clarén beherrscht.
Darüber hinaus hat Marius Clarén sehr vielen anderen Schauspielern seine sympathische Stimme geliehen. Da wäre zum Beispiel der Australier Jesse Spencer, welchen man vor allem aus der erfolgreichen Serie „Dr. House“ (2004-2012) kennt. Hier spielt er den jungen Arzt Dr. Robert Chase, der oftmals eher ungewöhnliche Behandlungsmethoden vorschlägt. Marius Clarén spricht Jesse Spencers Rolle in dem Film „Uptown Girls – Eine Zicke kommt selten allein“ (2003).
Hier sehen wir Marius Claren als Stimme von Chris Klein im Film "Ohne Worte" (2001). Er spielt den Polizisten Gilly, der sich unwissentlich in seine eigene Schwester verliebt:
Wie man den Youtube-Kommentaren des ersten Interviews entnehmen kann, zählte Marius Clarén schon vor vier Jahren zu den Lieblingssprechern unserer Zuschauer. Aber lest selber. In dem interessanten Gespräch gibt Clarén außerdem Einblicke in die Unterschiede von Synchronarbeit und Hörbuchsprechen.
Viel Spaß mit unserem ersten Video mit Marius Clarén von 2018:
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