Er ist einer der bekanntesten deutschen Synchronsprecher, steht aber selbst nicht gern im Rampenlicht: Joachim Tennstedt. Die Stimme von Bryan Cranston, John Malkovich, Jeff Bridges, Michael Keaton, Jim Belushi und vielen mehr!
„Ich bin kein Fernseh- oder Seriengucker“
Joachim Tennstedt wurde 1950 in West-Berlin geboren. Dort spielte er Theater und hatte auch Auftritte in mehreren Fernsehfilmen. Von der Theaterbühne aus wurde er zum Synchron abkommandiert – und hatte gleich eine große Rolle. Trotz vieler Bedenken seinerseits machte er seine Arbeit vor dem Mikrofon gut – und so folgte eine der künstlerisch wertvollsten Karrieren des deutschen Synchron.
Hier unser sehr ausführliches exklusives Synchroninterview mit Joachim Tennstedt:
„Es hat mich inhaltlich privat ganz schön gefetzt“
Bryan Cranston war zuvor vor allem für seine Rolle des neurotischen Familienvaters in der Sitcom „Malcolm Mittendrin“ bekannt – dort musste er sich immer wieder mit seiner dominanten Ehefrau und seinen vier Söhnen herumärgern. In Malcolm Mittendrin wurde er noch nicht von Joachim gesprochen, sondern von Bodo Wolf – und zwar äußerst passend. Aber der Synchronregisseur von „Breaking Bad“, Axel Malzacher, hatte eine andere Stimme im Kopf. Die von Joachim Tennstedt. Diesen musste er aber erstmal überzeugen.
„Ich hab gesagt ich versuch das, aber wenn das nicht passt, nimmst du jemand anderen“ – sagte Joachim zu seinem Regisseur. Aber es passte. Und wie. „Breaking Bad“ wurde nicht nur im Original in den USA zu seinem nie zuvor dagewesenen Serienhit, sondern hatte auch in Deutschland wahnsinnigen Erfolg.
Joachim hat da aber immer eine Sachlichkeit wahren müssen, um von den Geschehnissen um Walter White nicht zu sehr mitgenommen zu werden. Denn: „Ich lass die Dinger wirklich an mich ran“
Wirklich verfolgt hat Joachim die Serie allerdings nicht – er ist kein leidenschaftlicher Seriengucker, sondern schaut in seiner Freizeit lieber mal einen Dokumentar- oder noch besser: Tierfilm.
Hier hören wir zunächst Joachim als Walter White – Kollege Jesse wird von Sprecher Marcel Collé gesprochen – danach kommt dieselbe Szene im englischen Originalton:
Der Dude! Was für ein Typ: Schlabbershirt, Wohlfühlhose, Joint im Mundwinkel, White-Russian (mit Milch statt Sahne) in der Hand und keinen Plan für’s Leben. Egal! „The Big Lebowski“ (1998) ist ja ein Kultfilm geworden – aber im Arbeitsvorgang hat Joachim Tennstedt, der Jeff Bridges seit „Liebe hat zwei Gesichter“ (1996), synchronisiert, nicht so viel Freude gehabt. Der Film habe ihm nicht so viel Spaß bereitet wie viele andere Bridges Filme, gesteht er uns im Interview. Gesehen hat er den Film auch erst viel später, im Jahr 2015 das erste Mal. Er war erstaunt, wie gut die Synchro dann doch geworden ist. Willkommen im Club! Im Zusammenspiel mit den anderen Stimmen – John Goodman wurde z. B. von Sprecher Helmut Krauss synchronisiert – funktioniert die deutsche Fassung hervorragend.
„Weg ist dein Johannes!“ Und hier hören wir Joachim Tennstedt als Dude Lebowski – mit vollem Einsatz in der Badewanne! Immer wieder gut!
„Die Rolle ist damals sehr leicht genommen worden: der klingt ein bisschen englisch, androgyn und oberlehrerhaft – und dann haben wir das alles gemacht.“
Damals, zu den Zeiten der Synchronisation des ersten Star Wars-Films, war noch nicht klar, wie stark sich Fans einmal für die Stimme von C-3PO einsetzen würden. Als dieser dann 1999 zum Start von Episode 1 - Die dunkle Bedrohung umbesetzt werden sollte, gab es einen Aufschrei.
Bei Episode 1-3 hat wohl George Lucas gesagt, er möchte einen anderen Sprecher haben, allerdings ohne den deutschen Markt zu befragen. Danach haben sich viele Fans dafür eingesetzt, dass Hacki wieder ihren C-3PO spricht, was diesen natürlich gefreut hat, aber auch in eine Bredouille brachte. Wolfgang Ziffer wurde neu als Stimme von C-3PO besetzt.
„War in nem Zwiespalt, da ich Wolfgang Ziffer sehr mag und schätze“
Bei 1:13 hören wir Joachim Tennstedt als C-3PO in "Krieg der Sterne - eine neue Hoffnung" (1977) seine Abneigung gegenüber der Raumfahrerei auszuplaudern:
Wolfgang Ziffer leiht vielen Trickfiguren seine Stimme: Papagei Jago aus „Aladdin“, Chap aus „Chip und Chap“ und vielen anderen. C-3PO wird in den neuen Star Wars-Filmen (ab Episode 7) übrigens wieder von Joachim Tennstedt synchronisiert. Der Schauspieler Anthony Daniels, der im goldenen Rüstungskostum von C-3PO steckt, spricht den Droiden übrigens im Original selbst. Zwar hatte Lukas ursprünglich eine Stimme im Kopf gehabt, die nach einem amerikanischen Gebrauchtwagenhändler klingt, Daniels hatte ihn dann aber so überzeugt, dass er von diesem Vorhaben Abstand nahm. Deutsche Synchro und englisches Original sind sich sehr ähnlich. Auch Ziffer und Tennstedt unterscheiden sich nur marginal, was die Debatte um die „richtige“ C-3PO Stimme in der Tat etwas lächerlich macht.
Damit wirst du monatlich über die neuesten Blogbeiträge informiert.
Melde dich jetzt an!
Vielen Dank für deine Anmeldung.
Das Team der
Media Paten
Unser Business sind Ton und Tonrechte. In diesem Themenbereich geben wir Hilfestellung für eigene Projekte und erläutern technische, rechtliche und psychologische Hintergründe.
Die Familie der Media Paten hat eine Leidenschaft: den Ton. Diese Leidenschaft teilen wir mit vielen Leuten da draußen, die im Herzen mit zur Familie gehören. In diesem Themenbereich nehmen wir uns Zeit für die Familie der Tonbegeisterten, lassen unsere Leidenschaft aufflammen, geben Einblicke hinter die Kulissen und zeigen, was mit Ton alles möglich ist.
Die Media Paten lieben Synchron! In dieser Rubrik stellen wir einzelne Sprecher persönlich vor und beleuchten Ihre Arbeit in der Branche.
Abteilung Lachen! Selbst kreierte Comedy, Idee, Script, Grafik, Umsetzung.
Ja genau, den Film hat doch der Typ ohne Haare synchronisiert oder war das der Andere? Wenn Sie´s wüssten würden Sie das hier vielleicht gar nicht lesen! Hier bekommen Sie ein Blick hinter die Kulissen, Hintergrundinfos und Synchroninterviews mit bekannten Synchronsprechern und Stimmen.