Der Synchronsprecher Ekkehardt Belle ist am Montag, den 31. Januar 2022 verstorben. Unser herzliches Beileid gilt seiner Familie.
Der Synchronsprecher und -regisseur Ekkehardt Belle wurde am 18. Mai 1954 in Glehn, Korschenbroich geboren. Nachdem die Familie nach München umgezogen war, wurden er und sein Bruder bei einem Künstlerdienst angemeldet. Bereits mit fünf Jahren modelte Ekkehardt Belle zusammen mit seinem Bruder für Werbefotos. Die Kinderagentin Tamara von Neußer wurde auf Ekki Belle bei einem Fotoshooting seiner Bruders aufmerksam und lobte sein Hochdeutsch. So kam Ekki mit 15 zu seinen ersten Synchronjobs. Rollen vor der Kamera sollten auch bald folgen, z.B. als Mike in „Schulmädchen-Report 5. Teil: Was Eltern wirklich wissen sollten“ (1972). 2019 gab uns Ekki Belle ein ausführiches Interview, dass ihr hier findet. Darin wies Ekki darufhin, dass er sich das Schau- und Stimmspiel per Learning-by-doing erarbeitet hatte. Auf die Frage, warum er oft knallharte Typen in noch härteren Filmen synchronisiert, antwortete Ekki: „Da ich ja ein zartes Lamm bin, vermute ich, dass es an meiner Stimme liegt.“
„Ich mag an ihm das straighte Spiel, er ist immer der Gute. Und wenn er der Böse ist, dann nur um Gutes zu tun.“
Ekkehardt Belle synchronisierte Steven Seagal seit „Fire Down Below“ aus dem Jahr 1997. Zuvor hatte Kurt Goldstein Seagal in etlichen Filmen seine Stimme geliehen, u.a. auch in dessen wahrscheinlich bekanntesten Film: „Alarmstufe Rot“ (1992). Aber selbst an der Synchro zu diesem Film war Ekkehardt schon beteiligt. So sprach er ausgerechnet Seagals Gegenspieler Cmdr. Krill, gespielt von Gary Busey. Obwohl Eckehardt Belle mit seiner etwas höheren Stimme als Goldstein deutlich näher an das Original Seagal heranreichte. Über zwanzig Jahre begleitete Ekki Steven Seagall durch fast alle Rollen, die da kamen.. 2018 trafen sich Ekki und Steven Segal am Rande einer Fan-Messe erstmals persönlich. Es folgte ein gemeinsames Abendessen und bei dem man sich mittels lustiger Unterhaltung besser kennenlernte. Unter all den Schauspielern, denen Ekki Belle seine Stimme lieh, war Steven Seagal sein Liebling: „Steven ist einfach ein großartiger Kämpfer und er spricht fließend Japanisch!“
Hier der deutsche Trailer zum Seagall-Film "Attrition - Gnadenlose Jagd":
„Ich hab Tarantino erst begriffen, nachdem ich fünfmal dieses Pulp Fiction gesehen hab!“
Ekkehardt Belle hatte in seinem Leben nach eigenen Angaben nur fünf oder sechs Synchron-Castings absolvieren müssen. Für “The Hatefull Eight“ (2016) wurde er wie üblich einfach besetzt, nachdem sich der Kultregisseur Quentin Tarantino höchst persönlich für seine Stimme auf Michael Madsen entschieden hatte. Michael Madsen spielt in „The Hateful Eight“ den „Cowboy“ Joe Gage. Als dann 2019 „Once Upon a Time in Hollywood“ herauskam, war Ekkehardt wieder die Stimme der Wahl auf Michael Madsen, diesmal in der Rolle des knallharten Sheriff Hacket. Natürlich freute sich Ekkehardt darüber, in der Gunst des Kultregisseurs Tarantino zu stehen. Aber ehrlich gesagt fand er, dass sich Tarantino auch darüber freuen kann, dass er Madsen sein Stimme leiht. :-)
Aber hier erstmal der gute alte Trailer zu „The Hatefull Eight“:
„Wir müssen den Indianer etwas lustiger machen, der ist so ernst!“
Folgende Geschichte zeigt uns, wie Synchronsprecher mit einer gehörigen Portion Humor und künstlerischer Freiheit ein ausländisches Original mit ihrer Interpretation um Längen unterhaltsamer machen können: Wir schreiben das Jahr 1992. Es soll eine Serie ins Deutsche übertragen werden, die das Western-Genre in die damalige Jetztzeit holt. Die Dialoge sind erwartungsgemäß knallhart, aber ohne die amerikanischen Singsang leider etwas banal. Ekkehardt soll den Hauptdarsteller Lorenzo Lamas als Polizist Reno Raines aka Vince Black sprechen. Nach den ersten Synchronaufnahmen bespricht sich Ekkehardt mit dem Synchronregisseur Friedrich Schley: Wer sollte am besten Reno Raines Verbündeten, den Indianer Bobby Sixkiller, gespielt von Branscombe Richmond, synchronisieren? Und eigentlich müsste man die unerträglich ernste Serie etwas lustiger machen. Beiden wird sofort klar: Arne Elsholtz muss her. Gesagt, getan! Ekki erinnerte sich in unserem Interview noch mit einem lachenden und einem weinenden Auge (ebenfalls vom Lachen) an die jahrelangen Synchronaufnahmen mit Elsholtz und betonte: Der Erfolg der Serie in Deutschland kam wegen unserer Sprüche!
Hier sehen wir das Intro zur Kultserie und wir hören Hartmut Neugebauer als Intro-Sprecher:
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