Als Synchronsprecher hat Bodo Wolf über 2600 Rollen gesprochen. Darunter Hollywood-Legenden wie Christopher Walken, Robin Williams, William H. Macy und Tony Shalhoub als Monk! Am 24. November 2023 ist der 1944 in Halle an der Saale geborene Synchronsprecher verstorben. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie.
Von „Catch Me If You Can (2002)“ über „7 Psychos“ (2012) – mit dem breiten Repertoire des wunderbar wandelbaren Christopher Walken hat Bodo Wolf immer wieder gezeigt, was in ihm steckt. Ob als namensgebender Farmer „Percy“ (2020), der Anklage gegen Agrarkonzern Monsanto erhebt oder in der renommierten Serie „Severance“ (2022-) als Burt, Abteilungsleiter für Optics and Design. Bodo Wolf führte gleich mehrere amerikanische Leinwandstars im Portfolio. Neben der Vertonung von Tobin Bell, u.a. als perfider Serienmörder der achtteiligen Horrorreihe von „Saw“ Reihe (ab 2004), zeigte sich Bodo Wolf ab 2005 verantwortlich für die Vertonung von Comedy-Star Robin Williams (etwa als US-Präsident Theodore Roosevelt in der Reihe „Nachts im Museum“, 2006+2014). Darüber hinaus synchronisierte er John Lithgow, zum Beispiel als Trinity-Killer in der Kriminalkomödie „Dexter“ (2006-2021), oder William H. Macy im Fantasy Drama „Pleasantville - Zu schön, um wahr zu sein“ (1998). Zudem sprach er Alan Alda, etwa als Scheidungsanwalt von Adam Driver in „Marriage Story“ (2019). Eine äußerst bekannte Rolle von Bodo Wolf war überdies der namensgebende und überaus neurotischen Detektiv Adrian „Monk“ (2002-2009), gespielt von Tony Shalhoub.
Wie er zum Synchronsprechen kam, welche Rollen er besonders gerne gesprochen hat und was Bodo Wolf mit Monk gemeinsam hat, erfahrt ihr in unserem exklusiven Interview:
Eigentlich war Peer Augustinski seit Jahrzehnten der deutsche Stammsprecher von Robin Williams. Augustinski war jemand, der mit seinem sprachlichen Handwerk den schauspielerischen Meisterleistungen Williams gerecht werden konnte und es in berühmten Filmen wie „Good Morning Vietnam“ oder „Good Will Hunting“ unter Beweis stellte. 2005 erlitt Augustinski jedoch während Aufnahmen für ein Hörbuch einen Schlaganfall. Als daraufhin neue Filme mit Robin Williams zur Synchronisation anstanden, sprang Bodo Wolf für seinen Schauspielerkollegen ein, so geschehen z.B. in „Shrink – Nur nicht die Nerven verlieren“ (2009) oder in „Nachts im Museum“ (2006). Bodo Wolfs Stimme schaffte quasi den Spagat zwischen den gar nicht mal so nah bei einander liegenden Stimmen von Williams und Augustinski. So gesehen kam Wolf dem amerikanischen Original sogar noch näher als Augustinski. Ein paar Rollen von Williams konnte Augustinski nach seiner Genesung bis 2010 noch sprechen. Aber ab 2010 sprach Wolf bis zu Williams Freitod dessen Rollen in Serien wie „Boulevard“ (2014) oder „The Angriest Man in Brooklyn“ (2014).
The Angriest Man in Brooklyn: Robin Williams mit der Stimme von Bodo Wolf erfährt, dass er nur noch 90 Minuten zu leben hat:
„Malcom Mittendrin war eine meiner schönsten und schwierigsten Sachen. Weil Cranston ist so agil und so gut.“
Dieses Zitat lässt uns gleich an Hal, den Vater von Malcolm, denken. Emotional immer schnell am Limit, versucht Hal seinen Söhnen nur ein guter Vater zu sein. Dabei hat nicht nur er unter der Tyrannei seiner Ehefrau Lois zu leiden.
„Nach einer halben Stunde Arbeit war ich schon schweißgebadet. Das war so anstrengend, so intensiv.“
In der Rolle des Hal wurde Bryan Cranston weltweit bekannt, aber richtig aufgestiegen in die A-Riege der Hollywood-Schauspieler ist er in der Serie „Breaking Bad“ als Crystal Meth-kochender Chemielehrer Walter. Dort hat ihn allerdings nicht Bodo Wolf synchronisiert. In Kinofilmen wurde Bryan Cranston bis 2012 immer von unterschiedlichen Sprechern synchronisiert. Entschieden hat man sich schließlich für Joachim Tennstedt, der Cranston dann als Walter White in der Serie "Breaking Bad" sprach. Das deutsche Publikum ist an Walter White mit der Stimme von Tennstedt gewöhnt genauso wie an Hal aus "Malcolm Mittendrin" mit der Stimme von Bodo Wolf.
Hier eine Auswahl der besten Szenen aus Malcolm Mittendrin, in der Bodo Wolf Bryan Cranston als Vater Hal sprach:
Persönlich gefällt mir die Stimme von Bodo Wolf besser auf Cranston. Auch kommt er dem amerikanischen Original viel näher. Joachim Tennstedt macht einen guten Job – keine Frage – aber mir ist seine Stimme für die Rollen, die Cranston spielt, viel zu weich. Bodo Wolf hatte meiner Meinung nach mehr Durchsetzungskraft, mehr Unmittelbarkeit, was besser zu Cranstons Rolle des Hal passte.
Christopher Walken ist eine wandelnde Kultmaschine. 1943 wurde er in New York geboren, debütierte 1958 am Broadway und fand dann in den 70er Jahren Einstieg in die Filmschauspielerei. Mir ist vor allem seine Nebenrolle in Pulp Fiction im Gedächtnis geblieben, in der er darüber erzählt, wie sein Vater seine Armbanduhr während der Gefangenschaft als Soldat im Vietnamkrieg jahrelang in seinem Hinterteil versteckt. Christopher Walken wurde im Laufe seiner Filmkarriere, die mittlerweile vier Jahrzehnte überspannt, von zahlreichen Sprechern synchronisiert. In den 80ern von Schauspieler Heiner Lauterbach, in den 90ern von Randolf Kronberg und seit den 2000er Jahren abwechselnd von Frank Glaubrecht und zuletzt eben vermehrt von Bodo Wolf.
Christopher Walken ist bekannt aus den Filmen Mäusejagd, Gods Army, Dead Zone oder als Bösewicht in James Bond 007: Im Angesicht des Todes oder als Großindustrieller Max Schreck in Batman Returns. Walkens Karriere ist und bleibt vielseitig.
Hier hören wir Bodo Wolf als Christopher Walken an der Seite von Al Pacino und Alan Arkin im Film "Stand Up Guys" (2013):
Rene Auberjonois spielte die Figur des Odo von 1993 bis 1999 in der erfolgreichen Serie „Star Trek: Deep Space Nine“ (1993-1999). In allen sieben Staffeln, insgesamt in 175 Folgen, sprach Bodo Wolf den Part von Auberjonois. Genauso geschah es für dessen kleinere Schauspielauftritte in einzelnen Folgen von „Nash Bridges“ und „Bord to Death“ (2009-2011) oder der Zeichentrickserie „Family Guy““ (2005). Unter Star Trek-Fans ist Odo einer der beliebtsten Figuren der Serie. Er zeichnet sich vor allem durch seinen oft überlegen wirkenden trockenen Humor aus. Dadurch ist er der perfekte Gegenpart des Barbetreiber Quark, der oft etwas dümmlich-tollpatschig agiert.
Hier hören wir Bodo Wolf in der Rolle des Odo aus einer Szene von Deep Space Nine:
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