„Bond, James Bond.“ Diese Worte würden wohl die meisten gerne einmal einsprechen. Lutz Riedel hat’s geschafft – nämlich als deutsche Synchronstimme von Timothy Dalton. Neben dieser Paraderolle vertonte er den Briten auch über viele Jahre als Entdecker Sir Malcolm Murray in der Horrorserie „Penny Dreadful“ (2014-2016) sowie als den Anführer der Superheldentruppe „Doom Patrol“ (2019-2023).
Sein Timbre ist kräftig, sinnlich und sonor und sein Repertoire besonders vielseitig. Als Sprecher von Jonathan Pryce gibt er hierzulande in geistlichen Führungsrollen wie Papst Franziskus in „Die zwei Päpste“ (2019) oder Sektenoberhaupt Hoher Spatz in „Game of Thrones - Das Lied von Eis und Feuer“ (2011-2019) den Ton an. Mühelos wechselt er die unterschiedlichsten Akzente und chargiert zwischen Charakterdarsteller wie Richard Gere, Alec Baldwin, oder Jon Voight.
Neben Tom Wilkinson (zum Beispiel 2008 in „RocknRolla“) ist Lutz Riedel auch regelmäßig als Synchronstimme von Ray Wise in Serien wie „24“ (2001-2010) oder „Dallas“ zu hören. Darüber hinaus vertont er Jeremy Irons als Butler Alfred Pennyworth im Kosmos von DC-Comichelden „The Flash“ (2023) und „Zack Snyder's Justice League“ (2021). Und wer kann schon von sich behaupten die Stimme der US-Präsidenten Ronald Reagan und Donald Trump zu sein? In den 1980ern sprach Lutz Riedel zudem die Titelrolle von Sci-Fi-Hörspiel „Jan Tenner“, die er seit 2019 fortsetzt. Als Sprecher wurde Lutz Riedel mehrfach mit dem Hörspiel Award prämiert und 2007 mit dem Ohrkanus für die beste Nebenrolle geehrt.
Darüber hinaus führte Lutz Riedel Synchronregie bei modernen Klassikern wie „Fluch der Karibik“ (2003) und „Mission: Impossible 1+2“ (1996, 2000). Neben den Star Trek Filmen „Der erste Kontakt“, „Der Aufstand“ und „Nemesis“ zeigte er sich auch für die deutsche Fassung der Kultserie „CSI: Miami“ (2002-2012) sowie zuletzt für zuletzt Rian Johnsons zweitem Whodunit-Krimi „Glass Onion: A Knives Out Mystery“ (2022) verantwortlich.
Hier unser exklusives Media-Paten Interview mit Synchronsprecher Lutz Riedel:
Im folgenden Hörbeispiel aus dem zweiten Dalton-Bond „Lizenz zum Töten“ (1989) hören wir Timothy Dalton zuerst im Original, wie er sich ganz schön einen zurecht nuschelt. Klar: mit Hilfe dieser tiefen und gehauchten Stimme hat er sich sicher in die Herzen der KinozuschauerInnen gespielt. Allerdings ist Lutz Riedels Interpretation keinesfalls schlechter – im Gegenteil, sie ist zwar im Ton etwas härter, dafür aber deutlich besser zu verstehen.
Und hier zum Vergleich Lutz Riedel als Stimme von Timothy Dalton aka James Bond:
Timothy Dalton war der insgesamte vierte Bond-Darsteller nach Sean Connery, George Lazenby und Roger Moore. Er sprach den englischen Geheimagenten allerdings nur zweimal: in „Hauch des Todes“ (1987) und zwei Jahre später in „Lizenz zum Töten“ (1989). Die beiden Filme waren moderat erfolgreich zu ihrer Zeit und wurden damals hauptsächlich aufgrund ihrer Actionlastigkeit kritisiert. Viele Fans vermissten die leichte Ironie im Spiel von Roger Moore. Die Dalton-Bonds sind deutlich moderner angelegt, ernster im Ton und gelten mittlerweile als Blaupause für die Bond-Filme von Daniel Craig (übrigens synchronisiert von Sprecher Dietmar Wunder - eine Übersicht über die weiteren Synchronbesonderheiten der Bond-Filme findet ihr in unserem Blogbeitrag dazu). Im Endeffekt war es Dalton dann aber doch zu viel Action – der renommierte Theaterschauspieler trat von seiner Bond-Darstellung zurück. Man könnte denken: das ist aber besonders schade für Lutz Riedel, Bond-Filme sind sehr erfolgreich und Dalton hat sicher ein Vermögen mit der Rolle gemacht. Nun, davon kommt beim Synchronsprecher aber in der Regel nicht viel an. Sie werden nach Takes bezahlt und sind im Regelfall nicht am Umsatz eines Films beteiligt. Lutz Riedel sprach ihn weiterhin und spricht ihn noch immer in all seinen anderen Rollen.
Hier eine weitere Szene aus "Lizenz zum Töten": James gibt seine "Lizenz zum Töten" ab - doch braucht ein echter Bond die überhaupt?
Für seine lebenslange Hingabe an das Schauspiel wurde der Waliser Jonathan Pryce sogar in den Ritterstand erhoben. In der deutschen Fassung wird der Darsteller abwechselnd von zwei Lutz vertont: Lutz Mackensy und Lutz Riedel. Während Mackensy die Synchro im James Bond-Film „Der Morgen stirbt nie“ (1997) und „The Man Who Killed Don Quixote“ (2018) übernahm, spricht Riedel ihn im „Fluch der Karibik“-Franchise. Als trotteliger Governor Weatherby Swann verachtet er eigentlich die Piraten, schlägt er sich allerdings auf die Seite der Freibeuter, da er das Herz am rechten Fleck hat. Sein schauspielerisches Talent durfte Pryce allerdings erst später so richtig demonstrieren. Die von Lutz Riedel gesprochenen Rollen als Papst Franziskus in „Die zwei Päpste“ (2019) wurde mit einer Oscarnominierung geehrt. Unvergessen bleiben auch seine Serienauftritte als aufrührerischer Bettleranführer namens Hoher Spatz in „Game of Thrones - Das Lied von Eis und Feuer“ (2011-2019), Prinz Philipp in „The Crown“ (2016-2023) sowie als Sir Stuart Strange in „Taboo“ (2017-) – dank Lutz Riedel auch auf Deutsch brillant interpretiert.
Das Hörspiel Jan Tenner wurde von 1980 bis 1989 im Kiosk Verlag vertrieben. Die bunten Kassetten erfreuten sich einer riesigen Beliebtheit – nicht nur unter Jugendlichen. Es war die erste Science-Fiction-Hörspielproduktion in Deutschland und kam auf 46 Folgen in der ersten Reihe (Jan Tenner Classic) und nochmal 11 Stück in der Neuauflage (Neue Dimension) von 2001-2002. Auch hier sprach Lutz Riedel den Titelhelden Jan Tenner – Student der Physik. In einer nicht zu fernen Zukunft erlebt Tenner zusammen mit Professor Futura und deren Assistentin Laura spannende Abenteuer im fiktiven Staat Westland. Außerirdische Lebensformen, wahnsinnige Wissenschaftler und fremde Armeen bedrohen immer wieder das friedliche Westland und zwingen Prof. Futura und seinen Studeten Jan Tenner dazu, sich den Gefahren zu stellen.
Laut Lutz Riedel war es ein ganz großer Spaß, Teil dieser Serie zu sein, die mittlerweile großen Kultstatus erreicht hat. Übrigens wurde Prof. Futuras Assistentin Laura von Lutz Riedels Ehefrau Marianne Groß gesprochen. Übrigens sind die ersten zehn Folgen der Hörspielreihe auf dem Youtube-Kanal des Hörspiel-Verlags Kiddinx frei zum Hören verfügbar.
Hier gibt's die allererste Jan-Tenner Folge zum Nachhören - mit Lutz Riedel in der Hauptrolle:
Lutz Riedel ist mit der Schauspielerin und Synchronsprecherin Marianne Groß verheiratet. Marianne Groß ist ebenfalls eine bekannte Synchronsprecherin. So lieh sie Clair Huxtable in der Bill Cosby Show ihre Stimme und ist die Feststimme von Oscar-Preisträgerin Anjelica Huston. Die gemeinsame Tochter Sarah Riedel stieg in die Fußstapfen ihrer Eltern und ist ebenfalls Synchronsprecherin. Man kennt sie unter anderem als Stimme von Schauspielerin Felicity Jones. Auf die Frage, ob die Synchronarbeit zuhause ein Thema sei, bekräftigt Lutz Riedel vehement: Natürlich! Sowohl, wenn eine Rolle besonders Spaß gemacht hat, als auch, wenn es mal nicht so toll war im Atelier.
Als Synchronregisseur hat Lutz Riedel auch mit vielen jungen Kollegen zu tun. Im Gegensatz zu früher, als noch „das halbe Schillertheater synchronisiert hat“, wie Riedel verrät (das Schillertheater war eine Berliner Vorzeigetheater und hatte viele der besten Schauspieler der BRD versammelt), haben heutzutage viele junge Synchronsprecher und -sprecherinnen ein wenig Nachholbedarf. Sie könnten zwar gut sprechen, oftmals fehle es aber an einer gewissen schauspielerischen Erfahrung, die sie nicht mitbringen würden, da sie keine ausgebildeten Bühnenschauspieler seien. Laut Lutz Riedel müsse man die jungen Kollegen also etwas an die Hand nehmen und ihnen den Weg weisen – eine Aufgabe, der Riedel aufgrund seiner jahrzehntelangen Erfahrung mehr als gewachsen ist. Welche anfänglichen Hürden zum Beruf des Sprechers zu nehmen sind, zeigt auch unser Blogbeitrag "Wie wird man Sprecher?".
Hörbuch ist das bekloppteste was ein Schauspieler sich antun kann – ich mache es wahnsinnig gern!
Die Arbeit sei nicht nur schlecht bezahlt und irrsinnig anstrengend, sondern auch langwierig. Wenn man sieben Stunden lang am Stück spricht, fünf Tage in Folge, bekommt man Muskelkater in den Wangen – kein Scherz. Dennoch macht er diesen Job wahnsinnig gern. Die Auseinandersetzung mit einem (hoffentlich) guten Text und vielen unterschiedlichen Rollen, die in so einem Roman vorkommen, bieten ein großes Potential zur künstlerischen Gestaltung. Zudem könne man auch tolle Gedankenwelten entwickeln. Für Lutz Riedel ist es eine besonders spannende Arbeit. Wir haben übrigens in unserem Blogbeitrag "Hörbuchsprecher" schon aufgeschrieben, wie der Alltag einer Produktion wirklich aussieht.
Viele Kollegen machten es laut Riedel prima Vista, also ohne Vorbereitung, Lutz Riedel hingegen bereitet sich gern darauf vor, in dem er das Buch vorab gründlich liest. Sein stimmliches Können setzte Riedel so schon für die Bestsellerautoren Stephen King und Peter Berling ein. Besonders häufig ist er auch für die Schauergeschichten von H. P. Lovecraft im Hörbuch-Atelier.
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Ja genau, den Film hat doch der Typ ohne Haare synchronisiert oder war das der Andere? Wenn Sie´s wüssten würden Sie das hier vielleicht gar nicht lesen! Hier bekommen Sie ein Blick hinter die Kulissen, Hintergrundinfos und Synchroninterviews mit bekannten Synchronsprechern und Stimmen.