Karin Buchholz ist die Stimme von Sigourney Weaver, Helen Mirren, Jessica Lange, Allison Janney. Wie sie zur Stimme von Ellen Ripley wurde und was sie über das moderne Synchrongeschäft denkt, verrät unser Blogbeitrag.
Karin Buchholz ist gelernte Schauspielerin, Tänzerin und stand bereits im Alter von 7 Jahren das erste Mal auf der Bühne. Ab den 60er Jahren war sie nach ihren Theaterjahren auch viel in TV-Produktionen zu sehen. Bis der Anruf vom Synchron kam: den konnte sie nicht ablehnen.
Das Angebot eine Synchronfirma war sehr verlockend – es gab mehr Geld!
Dass es ihr aber mitnichten an Leidenschaft am Beruf der Schauspielerin fehlt, dass beweist sie in ihren zahlreichen Synchronrollen: seit 1995 spricht sie regelmäßig Sigourney Weaver, weiterhin ist sie die Feststimme von Jessica Lange, seit 2003 von Helen Mirren und Allison Janney seit 1998. Weitere Stars ergänzen ihr Portfolio: Jamie Lee Curtis, Tilda Swinton oder Glenn Close.
Hier unser exklusives Synchroninterview mit Karin Buchholz:
US-Schauspielerin Sigourney Weaver – vor allem bekannt geworden durch ihre Rolle als Ellen Ripley in den Alien-Filmen, wurde bis 1994 fast ausschließlich von Hallgard Bruckhaus Synchronisiert. Ab 1995 übernahm Karin Buchholz diesen Job. Und die beiden Stimmen klingen zum Verwechseln ähnlich.
Hören wir im Folgenden den Vergleich zwischen Sigourney Weavers Originalstimme, ihrer deutschen Stimme Hallgard Bruckhaus und ihrer „neuen“ deutschen Stimme Karin Buchholz:
Da war kein Casting – ich bin richtig aufgerückt
1988 hatte Karin Buchholz ganz knapp ein Casting für den Film „Gorillas im Nebel“ an Hallgard Bruckhaus verloren. 1994 zog sich Hallgard Bruckhaus aus privaten Gründen aus dem Synchrongeschäft zurück. Die Produzenten von „Copycat“ (dt. Titel „Copykill“) erinnerten sich 1995 an Karin Buchholz – und besetzten sie prompt für die Rolle der Psychologin Helen Hudson in diesem zeitlos guten Thriller. Drei jahre später sprach karin Buchholz sie ein erstes Mal in der ikonischen Rolle der Ellen Ripley in Alien 4 - Die Wiedergeburt.
Hier ein Ausschnitt aus dem Hörspiel "Alien – In den Schatten" (Karin Buchholz als Ellen Ripley ab 0:20):
Die Grande Dame, die britische Lady
Karin Buchholz synchronisierte Helen Mirren 2001 das erste Mal im klassischen Who Dunnit?-Krimi „Gosford Park“. 2008 setzte sie sich endgültig als ihre Feststimme durch: im Film „Tintenherz“ (2008), der Buchverfilmung des Fantasyromans von Cornelia Funke. Die Grand Dame des amerikanischen Kinos weiß im Gegensatz zu vielen ihrer Hollywood-Kollegen die deutsche Synchronarbeit sehr zu schätzen: sie verdankt ihr schließlich einen nicht unerheblichen Teil ihres internationalen Erfolges.
Ein Ritterschlag!
Dennoch war es ungewöhnlich – wenn auch längst überfällig – dass sie öffentlich ihre Feststimme ehrte. Bei der Verleihung der goldenen Kamera für ihr Lebenswerk wollte Mirren eigentlich schon von der Bühne gehen, da fiel ihr noch etwas ein. Sie beugte sich in den letzten Momenten herab und ging auf die Knie – das Mikrofon wurde bereits heruntergefahren – und bedankte sich bei Karin Buchholz für ihre Arbeit als Synchronschauspielerin.
Goldene Kamera: Helen Mirren bedankt sich bei Karin Buchholz (ab Minute 10:40)
Im Interview verriet uns Karin Buchholz zudem, dass sie sich eine solche Aufmerksamkeit für den Berufsstand des Synchronschauspielers viel öfter wünscht. Auch dass die Synchronrollen aus den Filmabspännen verschwunden sind, hält sie für eine falsche Entwicklung: "Ich wünschte mir mehr Aufmerksamkeit für deutsche Synchronsprecher. Das gebührt uns."
Wir hatten mehr Spaß damals
Früher war alles besser – eine Aussage, dass für viele Synchronschauspieler älteren Semesters durchaus Zustimmung bekommt. Auch Karin Buchholz kann der vergangenen Synchronzeit einiges Positives abgewinnen: man hatte mehr Zeit im Atelier, nahm meist im Ensemble gemeinsam auf, hatte durchaus viel Spaß dabei und vor allem auch genügend Möglichkeit, um sich mit den Kollegen auszutauschen. Heutzutage gebe man sich hauptsächlich die Klinke in die Hand – man treffe sich höchstens in den Fluren auf dem Weg von einem Studio ins nächste.
Wir hatten damals ne kleine Dispo, 80 Takes war unser Pensum – heute haben wir 380!
Trotz aller Kritik am modernen Synchrongeschäft gehört Karin Buchholz zu den Synchronschauspielern, die es dennoch bevorzugen, allein am Mikro zu sprechen. Das liegt vor allem am gestiegenen Pensum – bis zu 380 Takes pro Tag lassen sich allein einfach besser und schneller bewältigen, als wenn man ständig auf einen Kollegen warten muss. Und dessen Fehler, die nun mal auch passieren können. Diese Zeit hat heute selten jemand – und vorgesehen ist sie (Ausnahmen bestätigen die Regeln) auch nicht. Die Vorteile an konzentrierter und schneller Synchronarbeit sind für den einzelnen Schauspieler also klar: der Verdienst pro Stunde steigt, der Zeitaufwand sinkt, der Feierabend rückt näher. Und klar ist zudem: die Zeit lässt sich nun mal nicht zurückdrehen. Technologischer Fortschritt und eine damit einhergehende, fühlbar steigende Hektik des Alltagslebens lassen sich nur schwer aufhalten. Das war vor 100 Jahren nicht viel anders.
Sehr schauspielerisch, sehr überkandidelt, sehr extrovertiert – supertoll!
Karin Buchholz synchronisiert Jessica Lange seit dem Thriller „Kap der Angst“ von 1991. Die zweifache Oscarpreisträgerin und mehrfache Emmy- und Golden Globe-Gewinnerin startete als Tänzerin und wurde am Broadway in New York zur gefragten Theaterschauspielerin. Ihr Film-Debüt gab Jessica Lange in der King Kong-Neuauflage von 1976 als „weiße Frau“. Seit 2001 ist sie in der Serie „American Horror Story“ regelmäßig in unterschiedlichen Rollen zu bewundern. Für ihre Arbeit an der Reihe wurde sie bereits mehrfach mit dem amerikanischen Fernsehpreis Emmy ausgezeichnet.
Karin Buchholz als Stimme von Jessica Lange als Roberta in "THE GAMBLER" (2015):
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