Die Synchronsprecherin Ilona Otto wurde am 27. März 1979 in Berlin geboren. Sie heißt mit Nachnamen seit ihrer Hochzeit eigentlich Brokowski, nennt sich in Synchronkreisen aber immer noch Ilona Otto. Ihr jüngerer Bruder ist der Synchronsprecher Carsten Otto.
Ilona Otto hatte in der Grundschule Puppentheater gespielt. Neben den feinen Handbewegungen, die man dafür benötigt, wird den Pupen vor allem durch Sprache Leben eingehaucht. Somit ist die Kunst des Puppenspiels praktisch sehr eng mit dem Synchronsprechen verwandt. Mit 14 Jahren packte Ilona die Lust am Vertonen von Bewegtbildern so sehr, dass sie sich aktiv bei mehreren Synchronfirmen vorstellte. Wer in diesem Alter von selbst in die Synchronbranche einsteigt, kann getrost als Synchronkind bezeichnet werden, auch wenn Synchronkinder normalerweise schon mit unter zehn Jahren am Mikro stehen. Ilonas Stimme und Talent waren jedenfalls gefragt. Eine ihrer ersten größeren Synchronrollen war die Stimme des T.K. alias Takeru aus der Anime-Serie „Digimon“. Nach dem Abitur studierte Ilona Otto parallel zum Synchron das Fach Psychologie und schloss mit dem Diplom ab. Im Anschluss lag die Option, als Psychologin zu arbeiten, jahrelang als Plan B in Ilonas Hinterhand. Jedoch entschied sie sich immer wieder bewusst für die Arbeit, bei der sie täglich nette Menschen trifft, „jeden Tag schreien, schimpfen, lachen, weinen“ darf und noch dazu völlig kreativ sein kann: das Synchronsprechen.
Ilonas Probesprechen für die Synchronrolle der Barbie lief gefühlt nicht so gut, verriet sie uns im Interview. Sie rechnete also eher damit, diese Rolle nicht zu bekommen. Doch es kam anders, Ilona hatte die Jury überzeugt und durfte von nun an dem weltberühmten, blonden Püppchen ihre Stimme leihen, zunächst für den Film „Barbie in Der Nussknacker“ (2001). Auch in allen darauffolgenden Barbie-Filmen bis „Barbie und ihre Schwestern im Pferdeglück“ (2013) sowie der dazugehörigen Serie „Barbie: Life in the Dreamhouse“ (2012-2015) sprach Ilona die berühmte Dame. Somit ist Ilonas Stimme für viele junge Frauen und sicherlich auch einige junge Männer von heute bewusst oder unbewusst untrennbar mit der eigenen Barbie-Phase verbunden.
Im Trailer zu „Barbie und ihre Schwestern im Pferdeglück“ klärt sich auch für thematisch eher unbeleckte Zuschauer, wer hier eigentlich Barie ist:
„Die Mischung aus ihrer Naivität und Schüchternheit gepaart mit ihrer kämpferischen und sehr, sehr klugen Seite fand ich an Rory Gilmore sehr beeindruckend.“
Ilona Otto synchronisierte in „Gilmore Girls“ (2000-2007) die Hauptdarstellerin Alexis Bledel als Lorelai Leigh Gilmore, die von allen Rory genannt wurde. Die jugendliche Rory lebt mit ihrer ebenfalls attraktiven alleinerziehenden Mutter Lorelai Gilmore (Lauren Graham) in der erdachten amerikanischen Kleinstadt Stars Hollow. Besonders die schnellen Dialoge mit Anspielungen auf Musik, TV, Politik und andere Ereignisse der 2000er machten die Serie so extrem erfolgreich. Denn dabei wurde eine sehr ausgewogene Mischung aus ernsten Themen und witzigen Situationen kreiert, die der Serie einen sehr echten und doch unterhaltsamen Charakter verlieh. Ilona Otto erinnert sich, dass sie mit ihren Kollegen für diese Serie meist zu zweit oder zu dritt im Atelier stand und dass sie sich dabei sehr viel von ihre erfahrenen Kollegen abschauen konnte. Den riesigen Erfolg von „Gilmore Girls“ hatte aber alle am Anfang der Synchronisation nicht erwartet. Die Synchronaufnahmen hingen, wie damals üblich, noch ein zwei Jahre hinter den amerikanischen Veröffentlichungsterminen hinterher. Spätestens als das komplette Synchron-Ensemble 2006 für die Synchronisation der Serie den Publikumspreis im Rahmen des „Deutschen Preis für Synchron“ erhielt, wurde allen Beteiligten klar, welche Bekanntheit diese Serie mittlerweile erlangt hatte.
Die ersten 10 Minuten der ersten Folge (von insgesamt 153) geben einen guten Einblick in den Stil der Serie „Gilmore Girls“:
Genau zehn Jahre nach der Auszeichnung, 2016, durften die Herzen aller „Gilmore Girls“-Fans nochmals kräftig höher schlagen, nämlich als Netflix eine vierteilige Fortsetzung der Erfolgsserie veröffentlichte. Natürlich waren auch hier wieder Ilona Otto als Rory und ihre Kollegin Melanie Pukaß als Lorelai zu hören und durften hierfür sogar wieder zusammen im Studio aufnehmen.
Hier der Trailer zu "Gilmore Girls: A Year in the Life" (2016):
Ilona Otto als deutsche Stimme von Jennifer Carpenter
Vor allem als Schwester des Serienmordenden Forensikers Dexter Morgan, Debra Morgan, kennen viele Krimi-Fans die US-amerikanische Schauspielerin Jennifer Carpenter. Und genau seit dieser Serie, nämlich „Dexter (2006-2013) leiht Ilona Otto ihre Stimme Jennifer Carpenter, zuletzt übrigens 2018 in „Dragged Across Concrete“, in dem Carpenter an der Seite von Mel Gibson, Vince Vaughn und Tory Kittles zu sehen ist. Aber die Rolle der immer direkten, mit Schimpfwörtern um sich werfenden Debra in "Dexter" war für Ilona etwas Besonderes. Sie fieberte bei der wahnsinnig spannenden und bis dato thematisch neuartigen Serie selbst mit und schaute sich privat die Serie in Gänze an. Denn vor allem die Frage, wann die aufstrebende Polizistin den eigenen, geliebten Bruder als Selbstjustiz betreibenden Serienkiller erkennt, schwang seit Staffel Eins eigentlich ständig mit.
Hier der Trailer zur siebten Staffel, in der Debra Dexter anscheinend leider bzw. endlich dem ganzen Wahnsinn auf die Schliche kommt:
Eine andere Serie, die aus heutiger Sicht wahrlich Geschichte im Serien-Genre schrieb, ist zweifelsfrei „Lost“. Ein Flugzeug stürzt auf einer einsamen Insel ab und die Überlebenden müssen sich gegen immer neue und immer skurrilere Einfälle der Serienmacher behaupten. Bis zur letzten Staffel war Ilona Otto als Stimme von Emilie de Ravin als Claire Littleton dabei. Und das will etwas heißen, starben die Charaktere doch einer nach dem anderen unter immer verrückteren Umständen. Die erfolgreiche Serie lotete aus, wie man die Zuschauer mit immer neuen Einfällen bei Stange hält und dabei trotzdem das Ganze noch glaubhaft vermittelt. Ilona Otto schaute auch diese Serie anfangs noch selbst, verspürte jedoch bald, woran das neue Serienformat letztendlich auch krankte: Sobald man ein oder zwei Folgen verpasst hatte, war man im wahrsten Sinne „Lost“ und man fragte sich, was hier gerade eigentlich passiert. Nichtsdestotrotz ist die Mystery-Serie „Lost“ bis heute ein Meilenstein in Sachen „Nichts ist wie es zunächst scheint“. Man muss sie bloß in Gänze schauen.
Hier der Trailer zur ersten Staffel, bei der auch Claire Littleton bei Minute 4:20 zu sehen ist und zu hören ist gleichzeitig natürlich Ilona Otto:
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