Als Werbesprecher spricht man, wie der Name schon sagt, vornehmlich Werbung und zwar Radiowerbung. Es liegt in der Natur der Sache, da die meisten Produktionen für Werbung im Radio laufen bzw. für das Radio produziert werden. TV ist im Verhältnis deutlich teurer und allein das notwendige Budget diktiert hier die möglichen Kunden, für die TV überhaupt von Interesse ist. Was verdient ein Werbesprecher? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden? Wie funktioniert eine Radiospotproduktion?
Bei Deutschlandweit ca. 150 Radiosender, die teilweise Ihre Frequenzen aufsplitten und dadurch erheblich mehr Kunden ansprechen können, die dann lokal in den einzelnen Frequenzen einbuchen können, werden einige zehntausend Radiospots pro Jahr produziert. Oft bleibt es nicht bei einem Spot, sondern es werden verteilt über das Jahr mehrere Spots inklusive diverse Reminder und andere Spotvariationen produziert.
Logisch, dass für so viele Radiospotproduktionen viele Werbesprecher benötigt werden bzw. aktiv sind. Abseits von diesen Werbeproduktionen für das Radio sprechen die Werbesprecher natürlich auch für viele andere Projekte.
Was verdient man als Werbesprecher?
Als Werbesprecher kann man den Status des Freiberuflers erhalten, das ist möglich. Alternativ gibt es sicher viele Werbesprecher, die normal ein Gewerbe angemeldet haben und Gewerbesteuer abführen. Beides ist möglich. Viele Neueinsteiger oder Schauspieler, die nebenbei als Werbesprecher arbeiten möchten, sollten wissen, dass Verdienste bis 17.500 Euro pro Jahr den Tatbestand des Kleingewerbes erfüllt und damit Umsatzsteuerbefreit ist. Hier ein sehr guter Artikel, der auch auf einige andere relevante Themen bezüglich Steuer und Buchführung eingeht.
Es gibt nationale Preislisten an die sich viele Werbesprecher halten, dabei wird der Preis durch verschiedene Faktoren gebildet. Hier ein kleiner Überblick.
Ein normaler lokaler Radiospot wird von vielen Werbesprechern zwischen 25 und 55 Euro abgerechnet. Dabei spielt die lokale Verwertung die entscheidende Rolle. Wichtig anzumerken ist, dass die Verwertungsdauer bei sehr vielen Sprechern auf 12 Monate, beginnend ab Sendestart, begrenzt ist. Bei dem Begriff lokal gibt es verschiedene Auslegungen. Es wird zum Teil mit der Einwohnerzahl gerechnet, dabei gilt bei einigen lokal bis 1 Mio Einwohner, andere machen es an dem Einzugsgebiet fest und wieder andere machen es vom Radiosender abhängig bzw. dessen lokale Frequenzen.
Weiter gibt es die regionale und die nationale Verwertung. National bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Produktion in ganz Deutschland läuft, sondern hier reichen bereits 3 Bundesländer aus, um den Tatbestand der nationalität zu erfüllen. Ein Werbesprecher berechnet für einen regionalen Spot 50 bis 100 Euro und für einen nationalen Spot 200 bis 450 Euro.
Es gibt eine Reihe von Gagenlisten von unterschiedlichen Verbänden und Organisationen, die sich teils deutlich unterscheiden. Hier ein Link zu der häufig benutzten Hamburger Gagenliste. Stand ist immer noch der 1.1.2012. Die Liste wird nur aller 2-3 Jahre aktualisiert.
Wie funktioniert eine Radiospotproduktion?
Viele normale Radiospotproduktionen laufen sehr schnell ab. Zuerst ein kurzer Einblick über die Funktionsweise solcher Aufnahmen. Der Werbesprecher ist fast immer Ortsunabhängig, im Grunde kann er in Spanien an der Küste sitzen und von dort seine Aufnahmen ausführen. Mir sind Werbesprecher bekannt, die vom Ausland aus arbeiten oder in Deutschland oben an der Küste hinter der Düne wohnen.
Jeder gute Werbesprecher hat ein eigenes Homestudio in dem natürlich eine Sprecherkabine eingebaut ist und die notwendige Technik für die Aufnahme von zuhause aus. Das Thema mit allen Details hatte ich bereits in einem früheren Blogbeitrag behandelt, dort kann man bei Interesse nochmals nachlesen.
In Kurzform, mit den modernen Übertragungstechnologien, wie ISDN (Musiktaxi, APT, MAYAH) und Softwarelösungen wie Sessionlinkpro oder SourceConnectNow braucht man nur einen ISDN-Anschluss oder eine gute Internetverbindung.
Der Sprecher stellt eine Verbindung zu dem Tonstudio, was Ihn beauftragt hat her und geht dann in die Sprachkabine. Durch die Direktverbindung übernimmt das Tonstudio die Regie und der Werbesprecher spricht den Text ein, das ist eine Liveverbindung und damit wird direkt solange gearbeitet, bis die Aufnahme perfekt ist.
In der Regel sind Radiospots um die 20 Sekunden lang und haben damit keinen großen Textanteil. Diese Aufnahmen brauchen meist nicht länger als 15 Minuten, dann hat man als Tonstudio mehrere Varianten aufgenommen und kann damit arbeiten.
Was ist mit TV-Produktionen?
Bei TV-Produktionen werden die Sprecher immer noch gern in das Tonstudio direkt geholt, das hat mehrere Gründe. Zum einen verfügen die meisten Tonstudios über deutlich bessere Studiotechnik, zum anderem sind die Anforderungen bei TV-Produktion höher als bei Radiospots.
Abseits davon, gibt es bei TV-Produktionen ein Bild, auf das gesprochen werden muss. Die technischen Anforderungen, um auf Bild zu sprechen und Bild korrekt abzuspielen sind deutlich höher als bei jeder Radiospotproduktion. Dazu braucht es verschiedene Software, einiges an Routing im Studio und Tontechniker, die das alles bedienen können. Dazu kommen viele Details und einiges an Erfahrung, um Regie zu führen bzw. gute Ohren.
Voice Over Produktionen wie z.B. bei Dokumentationen lassen sich allerdings auch gut von zuhause aus aufnehmen, meist gibt es viel weniger Schnitte und deutlich mehr Raum um die Sprache anzulegen.
TV-Sender werden auf gesplittet
Es ist geplant, dass TV Sender demnächst lokal bzw. regional aufsplitten. Das machen Radiosender bereits seit Jahren und eröffnet völlig neue Möglichkeiten bei geringeren Budgets Werbung im TV zu schalten. Terrestrisch ist das sehr schwer machbar, aber digital umsetzbar. Werbesprecher werden hier in Zukunft deutlich mehr Aufträge bekommen, da es, je nach Splittung, enorm viele Regionale Kunden geben wird, die dieses Angebot nutzen werden.
Die Funktionsweise ist ähnlich wie im Radio, nur dass man digital noch viel exakter Raster aufsetzen kann. Es wird sicher nach Städten und Gemeinden gerastert werden und dann wird der Werbeblock geteilt werden. Vorn sicher die nationale Werbung und dann der regionale Teil, die unterschiedlichen Längen der Werbeblöcke wird durch Füllstoff auf gleiche Länge gebracht, damit für alle Zuschauer das normale Programm zeitgleich weitergehen kann.
Ansprechhaltung und Details des Radiospots
Bedingt durch die sehr kurze Zeit der meisten Radiospots wird enorm viel Arbeit in der Postproduction aufgewendet. Es gibt z.B. in keinem professionell produzierten Funkspot Atmer, alle Atmer werden rausgeschnitten.
Der Text beinhaltet keine Füllwörter, diese werden alle entfernt und es entsteht eine Werbesprache mit einer eigenen Melodie. Ein Werbesingsang, den die Werbesprecher perfekt beherrschen. Es werden Sprachbögen kreiert die kein normaler Mensch so sprechen würde. In dem Fall macht das alles Sinn, man hat wenig Zeit und möchte verschiedene Informationen hervorheben.
Hier mal ein Beispiel. Man hört einen Radiospot für Outfittery, die an dieser Stelle Personal sucht. Es werden Satzenden betont, es gibt Sätze die mit „Werde Verkauftsberater…“ beginnen, alles die o.g. Werbesprache.
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