In unserem letzten Ratgeber zum Thema Voice over IP befassten wir uns mit der Softwarelösung SessionLinkPRO. Heute wollen wir 2 Alternativen vorstellen, die von der Grundfunktion gleich sind, aber ein paar Dinge im Detail anders machen.
Es handelt sich hierbei um das aus der U.S.A. stammende Source-Connect Now sowie dem britischen Ableger ipDTL . Beide Systeme arbeiten wie SessionLinkPRO browserbasiert und funktionieren vollständig über Google Chrome. ipDTL soll übrigens auch mit Opera und Yandex laufen, was wir aber nicht getestet haben. Beide Plattformen setzen ebenfalls auf WebRTC und dem Audiocodec OPUS, um Audiodaten in Echtzeit mit möglichst hoher Bitrate zu übertragen. Aber wo liegen dann die Unterschiede?
Source-Connect Now
Hat man auf der reinen englischen Internetseite seinen Account eingerichtet und sich eingeloggt, klickt man auf “Start Connection“, gibt im nächsten Fenster seine gewünschten Verbindungseinstellungen ein und sagt “Connect Now“.
Erst jetzt ist man im eigentlichen Verbindungsfenster und kann seinen Kunden oder Sprecher einladen. Dies passiert über den “Invite“ Knopf oben rechts, wo sich ein weiteres Fenster öffnet und man den Namen und dessen Mailadresse eintragen muss. Zusätzlich werden bei Source-Connect Now die Verbindungen mit einem Passwort verschlüsselt, um so für mehr Sicherheit zu sorgen. Ein weiteres Feature ist die Konferenzschaltung mit bis zu 4 Gästen. Eigentlich eine schöne Funktion nur leider wollte diese in unseren Tests nie funktionieren. Auf unsere Anfrage an Source Elements wurde uns erklärt, dass dieses Feature technisch noch nicht implementiert ist. Was sich aber ändern soll sobald die Optimierungsarbeiten an der Datenübertragung abgeschlossen sind.
Apropos Datenübertragung, man kann zwar verschiedene Übertragungsraten einstellen (Mono: 8 – 256 kBit/s und Stereo: 64 – 512 kBit/s), aber wir konnten bis auf die Kanalaufteilung klanglich keine Veränderungen feststellen. D.h. alle Audioübertragungen in Mono zwischen 2 Personen finden wahrscheinlich immer mit 128kbit/s statt. Aber wie schon gesagt, die Programmierer von Source Elements arbeiten eifrig daran und der Dienst befindet sich derzeit noch im Beta-Stadium der Entwicklung. Wer all das in Kauf nehmen kann wird sich jetzt noch freuen zu hören, dass Source-Connect Now mit allen vorhandenen Funktionen derzeit komplett kostenlos ist. Nach der Beta-Phase wird man für vereinzelte Funktionen einen Obolus zwischen 8-24$ pro Monat bezahlen dürfen. Einen Hinweis noch am Rande. Auch wenn Source-Connect und Source-Connect Now aus einer Schmiede kommen, sind die Herangehensweisen doch unterschiedlich und man kann diese Systeme nicht miteinander verbinden.
ipDTL
Bei der Umsetzung von IP-Übertragungen geht ipDTL, das britische Pendant, einen leicht anderen Weg, was sich hauptsächlich darin wiederspiegelt, dass ein Großteil an Funktionen Teil der Premiumzugänge (hier Abo-Konten genannt) ist. Übertragungen mit ipDTL werden ebenfalls via Browserfenster durchgeführt wofür zunächst wieder eine kostenlose Registrierung durchzuführen ist. Hat man diese erfolgreich abgeschlossen, so kann man schließlich eine Audioübertragung starten. Doch hier zeigt sich, dass man ohne ein Abo-Konto nicht besonders weit kommt. Audioübertragungen sind auf 5 Minuten begrenzt und werden nach diesem Zeitraum unterbrochen. Ein erneutes Verbinden ist erst nach 10 Sekunden Pause wieder möglich. Außerdem müssen hier auch alle Teilnehmer einen ipDTL-Account besitzen, wenn sie an einer Verbindung teilnehmen wollen. Die Möglichkeit, zusätzliche Teilnehmer nur via Link hinzuzufügen, wie das bei SessionLinkPRO und Source-Connect Now der Fall ist, muss extra gebucht werden.
Wie auch bei den beiden anderen Browserlösungen bietet ipDTL nach einem Login auf der Webseite alle nötigen Parameter, um eine IP-Verbindung mit einer anderen Person aufzubauen. Was hierbei auffällt ist, dass es ein paar zusätzliche und nützliche Funktionen gibt. So kann man beispielsweise unter dem Schriftzug “Geschwindigkeitsstest“ erkennen, wie gut die eigene Internetverbindung aktuell ist. Übertragen werden können Audio- und Videodateien. Im Gegensatz zu seinen Kontrahenten bietet ipDTL außerdem die Option an, 2 verschiedene Tonquellen einzuspeisen, also z. B. zwei Sprecher über 2 Mikrofone. Darüber hinaus kann auch ein 3. Kanal für die Übertragung von Audiodateien genutzt werden. Die Audioübertragung kann entweder in Mono bis 256kbit/s oder Stereo in 320kbit/s durchgeführt werden. Möchte man das eigene Audiorouting überprüfen, so stehen einem zusätzlich noch die Möglichkeiten offen, eine Loopback-Schleife zu erzeugen, das eigens gesendete Signal mit einer Verzögerung von 5 s wieder zurück zu schicken oder einen Testton wiederzugeben. Nutzer eines Abo-Kontos haben die praktische Möglichkeit, sogar via IP Personen am Telefon anzurufen.
Kosten
Man kann sein kostenloses Konto jederzeit in ein Abo-Konto umwandeln und sieht bereits interaktiv durch das An- oder Abwählen von Zusatzfunktionen, wie hoch der Preis dafür sein wird. Beispielsweise kostet ein Abo mit der Option, Audiomaterial in 72 kBit/s zu übertragen im Jahr 130€. Dafür kann der Account von 2 unterschiedlichen Personen verwaltet werden. Möchte man die Funktion nutzen, dass auch Leute ohne ipDTL-Account in die Produktion einsteigen können, hier heißt es Link+, so steigt der Preis auf 260€ im Jahr an. Nach oben ist mit weiteren Funktionen noch Raum. Die preisliche Bindung zu vielen Funktionen macht ipDTL unattraktiver als Source-Connect Now. Positiv ist allerdings, dass der Funktionsumfang individuell angepasst werden kann und sich das auch auf den Preis auswirkt. Außerdem wird unabhängig von den Gesprächspartnern jede Verbindung auf einem Backupserver zwischengespeichert. ipDTL richtet sich mit seinem Umfang an Möglichkeiten eher an gehobene Produktionsstandards im Broadcasting-Bereich und ist dadurch vielleicht für Sprecher, die auf einfache und günstige Weise Echtzeitaufnahmen übertragen wollen nicht die erste Wahl, kann es wohl aber für Studios und Radiosender sein, die einen hohen Anteil an Produktionen haben.
Handling
Und wie sieht es mit der Bedienung aus?
Hat man bei Source-Connect Now, wie oben beschrieben, das Verbindungsfenster erreicht, alle Einstellungen vorgenommen und seine Gast eingeladen kann es losgehen. Solange sich sein gegenüber noch nicht eingeloggt hat, sieht man nur ein kleines Bedienfeld mit der Pegelanzeige für sich selbst. Es beinhaltet die 3 kleinen Tabs “Controls“, “Recorder“ und “Push To Talk“, die durch den kleinen Pfeil geöffnet werden können.
Mittels “Controls“ kann der eigene Ausgangspegel beeinflusst bzw. minimiert werden und zur Selbstkontrolle ein Monitorkanal geöffnet bzw. in der Lautstärke angepasst werden.
Der “Recorder“ bietet die Möglichkeit, das eigene Signal aufzunehmen, sich danach anzuhören, zu löschen oder als WAV in 16 Bit und 44,1 kHz herunterzuladen.
“Push To Talk“ funktioniert als Talkbackschalter, mit dem der eigene Kanal stumm geschaltet oder geöffnet werden kann. Leider funktioniert das Schalten über die “Shift“ Taste nicht sonderlich gut, sodass wir dafür das Klicken mit der Maus empfehlen.
Jeder neu hinzukommende Teilnehmer erhält ein separates Bedienfeld mit seinem Namen, Pegelanzeige und den eben genannten Einstellmöglichkeiten. Hat man den akustischen Kontakt zueinander verloren, kann man zusätzlich immer noch über die eingebaute Chatfunktion, die sich unter den Bedienfeldern befindet, kommunizieren. Rechts daneben gibt es noch ein kleines Logbuch, wo man die Länge und sämtliche Veränderungen der Verbindung nachlesen kann.
Bei ipDTL verhält es sich ähnlich, nur die Anordnung ist eine Andere. Hier haben wir oben links einen kleinen Bereich mit der Pegelanzeige und den Einstellmöglichkeiten für Audio und Video. Darunter den etwas größeren Bereich für das Hinzuholen seines Produktionspartners. Je nachdem welche Funktionen man in seinem Abo ausgewählt hat werden in diesen beiden Bedienfeldern die Nichtaktiven ausgegraut angezeigt. Rechts davon ist das größte Feld, was auch noch mit 4 Reitern versehen ist: Video, Audio, Chat und Informationen. Jeder Reiter ist für sich selbst erklärend aufgebaut, sodass wir uns hier nur mit dem Audiobereich näher beschäftigen wollen.
Wie schon beschrieben haben wir hier die Möglichkeit eines kleinen Routings mit zwei Aufnahmequellen und einem Zuspieler. Bei jedem kann eine Interfaceauswahl getroffen, der Kanal in der Lautstärke gesteuert, nach links oder rechts geroutet und wie ein Talkback an oder aus geschaltet werden. Das eigene Audiomaterial lässt sich auch hier aufzeichnen und als MP3 in verschiedenen Qualitätsstufen heruntergeladen werden.
Um alle Verbindungen und Geräte/Software vergleichen zu können, haben wir immer eine 128 kBit/s Verbindung (Mono) aufgebaut. Wie oben schon beschrieben arbeiten auch diese beiden Kandidaten mit dem Opus Codec. Wir haben dafür eine Audiodatei aus mehreren Sprecherinnen und Sprechern erstellt, die dann jeweils über die bestehende Verbindung übertragen wurde. Vorsicht! Zum Pegeln und nachträglichem Anpassen der verschiedenen Aufnahmen geht ein -0,1 dBfs lauter 1kHz Testton vorweg, gefolgt von einem leiseren weißem Rauschen. Das von uns gesendete Referenzfile, sowie alle weiteren Testsoundfiles können auf Anfrage als *.wav zur Verfügung gestellt werden. Hier der Download für das Originalsoundfile.
Klanglich bewegen wir uns auch bei diesen beiden Softwarelösungen auf einem sehr hohen Niveau. Wir waren sogar verblüfft feststellen zu dürfen, dass SessionLinkPRO, Source-Connect Now und ipDTL bis auf marginale Unterschiede sehr identisch klingen. Überzeugt euch selbst, die Klangproben von Source-Connect Now und ipDTL findet ihr unten und von SessionLinkPRO hier.
FAZIT
Was kann man nun abschließend zu den softwarebasierten IP-Übertragungslösungen sagen?
SessionLinkPRO, Source-Connect Now und ipDTL verfolgen alle dasselbe Ziel, auf möglichst einfache Art Verbindungen zwischen Personen herzustellen und Audioaufnahmen in hoher Qualität zu ermöglichen. Im Funktionsumfang ähneln sich die beiden ersten Varianten am meisten, obwohl Source-Connect Now aktuell große Beachtung finden dürfte, da der Dienst (noch) gänzlich kostenlos ist. Dafür sind jedoch keine Videoübertragungen möglich und aufgrund der Entwicklungsphase gibt es noch den ein oder anderen Bug. Aber der Dienst eignet sich definitiv bereits für Audioübertragungen. SessionLinkPRO und ipDTL unterstützen hingegen beide das Senden von Videodaten und sind marktreif. Das spürten wir auch in der Stabilität der Verbindungen. Wo wir bei Source-Connect Now zum Teil sehr lange Aussetzer hatte, haben sich bei SessionLinkPRO und ipDTL je nach der Internettagesform nur minimale Dropouts gezeigt, die eigentlich nicht der Rede wert wären. Insgesamt bietet ipDTL die meisten Features (Server-Backup, 3 Inputkanäle, Möglichkeiten zum Verbindungscheck, Telefonwahl), welche sich jedoch auch preislich bemerkbar machen. Es ist also für jeden was dabei: Für den Sparfuchs (Source-Connect Now), für den Professionellen (SessionLinkPRO) und für den, der auf zusätzliche Funktionen und Sicherheit steht (ipDTL).
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